Eine besondere Art der elektromagnetischen Unverträglichkeit

Bei uns im Nachbareingang ist ein neuer Nachbar eingezogen. Er hat eine Nachttischlampe mit Berührungssensor.
Die Sensorleuchte

Er vermutete, daß die plötzliche Einschaltung und Dimmerung durch HF-Einstrahlung erfolgt. Der Vergleich der von mir notierten Sendezeiten und der von ihm aufgeschriebenen Zeiten in der die Störungen auftraten zeigt, daß seine Vermutung richtig ist. Sein Schlafzimmer ist ungefähr 40 m von meinem Antennenmast weg. Typenbezeichnung ist nicht zu sehen, wohl aber der Aufkleber "Made in China". Daß das ebenfalls vorhandene GS-Zeichen echt ist, konnte ich erfragen, s.u. Die Bezeichnung MD QC 04 ließ zunächst auf MEDION schließen, ist es aber scheinbar doch nicht, denn unter der Bezeichnung und auch unter der Bezeichnung L-11, die auf einem anderen Aufkleber steht, ist nichts zu finden.
Die Sensorleuchte

Ich habe die Leuchte jetzt hier. Meine erste Tätigkeit beruhte darin herauszubekommen mit welcher Leistung und mit welchen Antennen auf welchen Frequenzen ich die Leuchte schalten kann. Der ganze Zauber geht bereits bei 30 W los. Allerdings steht die Leuchte jetzt bei mir auf dem Tisch. Aber auch bei ihm schaltete die Leuchte schon bei 50 W.
Die Meßreihe

Ich nutze hier eine Delta Loop, hauptsächlich für 160 m bis 40 m, einen drehbaren Dipol für 30 m und einen Spiderbeam für 20 m bis 10 m. Die Antennenstellung des Beams ist nicht so sehr ausschlaggebend, nur bei 180°, also bei vom Gebäude wegweisender Richtung ist Ruhe. Ich habe die Leuchte aufgeschraubt und konnte sehen, was sich darin befindet. Ich hoffte, daß ich den Berührungssensor soweit niederohmig machen kann, daß er zwar noch die Leuchte schaltet aber nicht mehr auf HF reagiert. Das funktionierte leider nicht. Es ist kein Gegenpotential für den Sensoreingang zu erkennen. Die Leuchte kann in drei Helligkeitsstufen schalten. Daß das den Nachbarn beim Schlafen nervt ist verständlich. Ohne diese Stufenregelung hätte ich ihm einen Schalter eingebaut. Allerdings möchte er doch nicht so recht auf den Luxus der Berührung verzichten.
Die Leuchte von innen

Ein in Reihe eingefügter Widerstand zwischen Sensoreingang und Leuchtenkörper brachte nicht den gewünschten Erfolg.
TÜV

TÜV

Da die Leuchte ein GS-Zeichen hat, habe ich beim TÜV Berlin-Brandenburg nachgefragt. Aber das GS-Zeichen war nur wegen der Berührungsfunktion nötig und bezieht sich nicht auf die elektromagnetische Verträglichkeit.
TÜV

TÜV

Somit konnte ich vom TÜV auch keine Auskunft über die technischen Einzelheiten erhalten, die Leuchte ist auch schon über 10 Jahre alt.
Nun stehe ich da wie "Rudi Ratlos". Einzige bisherige Erkenntnis: Hochfrequenz und Spermien gehen ihre eigenen unkontrollierbaren Wege :-)
DM2DXG bei DL0HBS (W02)

Hier nun schon mal ein paar Tipps und Hinweise anderer OMs:

...in solchen Fällen soll es manchmal helfen, wenn man in dem Draht von der Berührungsfläche zur Elektronikplatine einen hochohmigen Widerstand einschleift. 100k bis 1M...


...über diese Leuchten gab es vor etwas längerer Zeit schon mal regen e-Mailverkehr ^^ Benutze mal freund google ..... ( bzw das gdxf archiv bei yahoo.... ) Rede mal mit deinem Nachbarn ob du die Lampe nicht einfach auf nen normalen Schalter umbauen kannst. Dann ist RUHE !!...


...in der Hoffnung, eigentlich offene Türen einzurennen hier die beiden Maßnahmen, die bei mir geholfen haben: 1. Mantelwellenfilter in der jeder Antennenzuleitung, Tipps und Material hierzu unter www.dx-wire.de. 2. Externe Leitungen des gestörten Gerätes durch Aufwickeln möglichst vieler Windungen auf einen entsprechend großen Ferritkern verdrosseln. Klappferrite wirken deutlich weniger...


...diese Lampen wie von Dir beschrieben schalten das Licht durch Kapazitätsänderungen (Berührung mit der Hand) ein und aus! Ich will Dir nicht den Mut nehmen, aber ich bin selber in der Störungsbearbeitung tätig und ich kenne bisher keinen Fall bei dem es zu einer Störungsbeseitigung kam! Ich kenne nur Fälle bei z.B. abgesetzten Sensoren wo man mittels Verdrosselung mit N30/N27 Material über die Sensorenleitung für Abhilfe schaffen konnte! Ich denke nicht das man bei einer komplexen Tischlampe da etwas machen kann! Überzeuge den Nachbarn von einer neuen Lampe! Hört sich blöd an , aber wohl der einzige Weg! Solltest Du anderweitige Hinweise bekommen, wo zu erfolgreichen Entstörungen solcher Lampen kam, würde mich das sehr interessieren!...


...das Problem wirst Du nicht lösen können. Ich hatte die selben Schwierigkeiten mit meinem Nachbarn. Selbst bei 5Watt sowie kompletter Verdrosselung und allem was geht, gingen bei ihm die Nachttischlampen stufenweise an und aus usw.,Der Meßdienst war auch hier und hat diese Lampen für "Schrott" erklärt. Durch die extreme Hochohmigkeit schalten diese Dinger bereits bei sehr kleiner Leistungen im KW-Bereich. Ich habe ihm zwei neue Lampen mit zweipoligem Schalter gekauft... Nun ist wieder Friede eingekehrt...


...sehe auf der Lampe kein CE Zeichen (Grauimport?) Also da muss der Nachbar mit leben oder eine neue Kaufen! Also ich habe mir das abgewöhnt mit dem Nachbar irgendwelche Tests zu machen. Wenn der Nachbar die RegTP mit einbezieht, wird der Nachbar genau das im Zweiten Satz zu hören bekommen...


...das thema wurde mehrfach hier abgehandelt,letztlich war immer das man um aerger aus dem weg zu gehen dem nachbarn eine neue lampe spendierte...kauf dem ne neue lampe und du kanst funken bis zum umfallen die lampe kannste ja in ruhe angehen und versuchen zu entstoeren. aber der nachbar ist zufrieden...


***...dass mit der Tischlampe ist ne ganz blöde Sache. Die Tipp´s von den anderen OM´s zeigen, dass mit verdrosseln nur wenig zu erreichen ist. Nur mal so´n ein Gedanke: wenn Verdrosseln ein bisschen was bringt, vielleicht kann man die Kurzwellen-HF nach Erde abführen? Ich denke dabei an den KW-Tiefpass, den ja die meisten OM´s am Antennenausgang einschalten (beim Teltow war es früher ein Muss), diesmal aber eben vom Berührungssensor über Kapazität C? nach Erde mit 50 Ohm abgeschlossen... oder eben selber was in der Richtung bauen?...

###Der Gedanke an sich scheint richtig zu sein. Nur wo ist die Masse? Das Gehäuse selber dient als Berührungsschalter. Das Innenleben ist schutzisoliert aufgebaut. Wenn der Anschluß mit Schuko wäre, hätte ich ja eine Masse bzw. ein Gegenpotential.

***...ja du hast es schon erkannt, ohne Masse geht da nichts! Die Zuleitung muss dann schon 3-adrig werden, Schukodose natürlich vorausgesetzt. Das Modul in Alufolie einpacken und an Schutzkontakt anschließen. Zu- und Ableitungen für die Glühlampe abschirmen (Alufolie oder Koaxgeflecht nach Schuko)und wenn´s nicht reicht kurz vor dem Modul HF-dicht verdrosseln ( beide Leitungen durch einen Kern wickeln mit entgegengesetzter Wicklungsrichtung ca. 3-5 Wdg. + 5-10 nF nach Schuko - Achtung Spannungsfestigkeit! VDE-geprüfte (Y-)Kondensatoren verwenden - ) Das Selbe gilt für die Netzleitung. Der Sensoreingang bekommt zum Test den besagten KW-Tiefpass an kurzem Anschluss. Masse ist wieder Schuko. Wenn es so funktioniert, lässt sich das Filter sehr sehr viel kleiner bauen, da ja keine Leistung "fließt" (SMD-Technik auf Lochraster). Zur Realisierung dessen, "als kleine Gegenleistung" dann die Interessenten vom Entstörungsdienst bemühen, denn die haben beste Möglichkeiten...

###"Die Zuleitung muss dann schon 3-adrig werden, Schukodose natürlich vorausgesetzt..." schreibst Du. Das ist richtig. Du glaubst doch wohl nicht, daß sich der Nachbar im Schlafzimmer eine Schukosteckdose einbauen läßt ?!! Ich denke mal die Lösung läuft darauf hiaus, daß ich im einen Schalter in die Leuchte einbaue.

***...nun bin ich doch ein wenig irritiert und denke, dass da ein Missverständnis vorliegt? Schokodose = 220/230V Steckdose mit Schutzkontakt (seit den 80iger Jahren im Wohnungsbau Pflicht) Ja klar, du hast ja recht. Ein normaler Schalter und der Spuk ist vorbei. Ich hatte nur so im Hinterkopf, dass der Nachbar nicht auf den fraglichen Luxus verzichten mag. Daher meine gedanklichen Bemühungen...

###Jetzt hast Du mich geschockt! Ich habe überall Schukodosen, das ist richtig. Ob beim Nachbarn auch, kann ich nicht sagen. Original war das nicht der Fall. Das Haus ist von 1958. Damals hatten wir hier noch Zweiphasen Wechselstrom und Schuko war nur in der Küche. Etwa 1960...1965 wurde das Netz umgestellt und die "klassische Nullung" eingeführt. Ab da entfiel auch die zweite Sicherung auf der Zählertafel. Inzwischen habe ich bei mir allerhand umgebaut. Aber ich kann den Nachbarn mal fragen, was bei ihm ist. Dann wäre es natürlich einen Versuch wert, das Kabel auszutauschen. Dann habe ich auch die gewünschte Masse. Man gut, daß Du nochmal geantwortet hast!! Durch den Aufbau der Leuchte, also nur schutzisoliert, habe ich einfach nicht in die Richtung gedacht das Kabel auszutauschen und mir damit die von mir erwünschte Masse zu erzeugen. Deine Ideen mit Filter, Y-Kondensator usw. schwebten mir von Anfang an vor, scheiterten aber immer an der fehlenden Erdung. Manchmal denkt man aber auch im Kreis. Deshalb habe ich ja auch den Hilferuf bei der GDXF gestartet, weil ich davon ausging, daß ich vielleicht was übersehen haben könnte. Ich danke Dir!



Hier nun der Abschlußbericht.

Ein eingefügter Einstellregler 50 kOhm wurde so eingestellt, daß die HF genügend gedämpft werden konnte, die Leuchte aber noch schaltet. Das ging auf den meisten Bändern dann auch relativ gut, nur nicht auf 40 m. Also war das dann doch nicht die gewünschte Lösung. Der Nachbar hat nun einfach einen Schalter eingebaut und ist so auch zufrieden. Nur gut, daß es auch verständnisvolle Nachbarn gibt! Schade aber, daß ich keine bessere Lösung bekanntgeben kann, denn es hat viele OMs interessiert.

Dank an alle, die geholfen haben! Ich wünsche Euch, daß Eure Nachbarn auch so tolerant sind.